Zum 3. Hohenberger Gespräch hatte die Ökologische Bildungsstätte in das historische Gebäude des Milchhofvereins eingeladen. „Shifting baseline“ war das etwas sperrige Gesprächsthema. Moderatorin Christl Muck Schemm meinte, dass man sich diesen Begriff erst erarbeiten müsse. „Doch wenn es klar ist, weiß man sofort um die Wichtigkeit dieses Problems“, so die Journalistin.
Shifting baseline meint das Naturerleben von Menschenunterschiedlichen Alters. Dieses hängt wesentlich am Grundwissen, das in der Kindheit und Jugend erworben wurde. Kinder im Jahr 2024 erleben und erfahren ihre natürliche Umwelt anders als Kinder in den Jahren 1954 – 1964 – 1974 - …... Viele Tiere und Pflanzen, die damals ganz „Normal“ da waren sind heute in der freien Natur praktisch nicht mehr zu finden. Als Beispiele gelten Rebhuhn, Kreuzotter, Wiesenchampignon und Orchideen.
Dazu waren die Podiumsteilnehmer auch nach ihrem Alter ausgewählt. Neben dem Vorsitzenden der ÖBI, Udo Benker-Wienands, saß Peter Brezina einer der bekanntesten und besten Naturfotografen des Fichtelgebirges, Heike Schöpe, Biologielehrerin am Gymnasium in Marktredwitz und Finn Bianga, Student und einer der Sprecher der Fridays-for-Future-Gruppe Hof.
In Vorbereitung des Gesprächs hatte die ÖBI eine Befragung von Schülerinnen und Schülern der 4. und 9. Klassen aller Schulen durchgeführt. „Der Rücklauf der Fragebögen war sehr gut, wir danken allen Lehrkräften, die mit ihren Klassen teilgenommen haben,“ so ÖBI Vorsitzender Udo Benker-Wienands. Im Mittelpunkt der Umfrage standen sogenannte Allerweltsarten, die eigentlich jeder kennt, doch selbst hier waren deutliche Wissenslücken zu erkennen. Peter Brezina berichtete aus seiner Jugend, die er in einer intakten Natur auf blühenden Wiesen verbracht hatte. Damals entdeckte er die Liebe zur Natur und sein Engagement. Noch heute züchte er mit Freunden heimische Schmetterlinge, wie zum Beispiel den Aurorafalter. „Wenn ich sehe, wie wenig davon geblieben ist bin ich sehr traurig“, so Brezina, auch habe er nicht viel Hoffnung, dass es sich wieder zum Besseren wenden könne.
Studienrätin Heike Schöpe, die gleichzeitig auch die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz Wunsiedel ist, stellte ebenfalls ein schwindendes Wissen, aber nicht nur der Kinder, sondern auch der Erwachsenen fest. „Es gibt ja inzwischen viele Initiativen, um die Artenvielfalt zu erhalten oder vielleicht sogar wieder zu erhöhen“. Das sei eigentlich ein positiver Trend.
Finn Bianga vertrat die junge Generation. Er habe sich nach den
Demonstrationen der FFF in Hof für ein Studium, das sich mit den Zukunftsproblemen auseinandersetzt, entschieden. Er und seine Freunde seien schon sehr besorgt, wie die Entwicklung weitergehen werde. „Wenn ich höre, was ältere Menschen über die Natur erzählen, da kommt schon Neid auf“, so der Student. „Wir Jungen wollen auch noch die Vielfalt der Natur erleben können.“ Viele seiner Altersgenossen sähen inzwischen die Städte als einen Ort in dem mehr wilde Pflanzen und Tiere lebten als in der sogenannten freien Landschaft.
OBI Vorsitzender Ufo Benker-Wienands pflichtete dem bei. Die Hälfte der Fläche Deutschlands ist Agrarfläche und etwa ein weiteres Drittel ist Wirtschaftswald, verblieben etwa 15 Prozent der Fläche von der aber alle Siedlungs- und Verkehrsflächen noch abgingen. „Letztlich bleiben nicht einmal 5 Prozent für die Natur übrig“. Das sei deutlich zu wenig und könne nicht mit den Forderungen zum Beispiel der UN in Einklang gebracht werden. „Die UN fordern 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen und davon wiederum 30 Prozent unter strengen Naturschutz. Davon sind wir weit entfernt.“ Dabei sei Naturschutz kein Selbstzweck sondern unbestritten eine Überlebensfrage.
Dass die junge Generation den Verlust an Tier- und Pflanzenarten nicht so umfangreich erlebe wie der Naturfotograf Peter Brezina liegt daran, dass sie manche Tiere noch niemals gesehen und erlebt haben. „Als Beispiele können in unserem Fichtelgebirge etwa die Flussperlmuschel oder das Birkwild gelten, sogar das Rebhuhn ist zu einer absoluten Seltenheit geworden.“
Bürgermeister Jürgen Hofmann, der die Veranstaltung interessiert verfolgte, meinte, dass mittlerweile ein Umdenken stattfinde und in viele Gemeinden und Behörden ökologische Argumente immer wichtiger würden. „Als erstes müssen wir es schaffen, dass wir keine weiteren Verlust haben.“ Dass aber in vielen Bereichen eine Renaturierung stattfinden müsste, war gemeinsame Meinung der Teilnehmer und Besucher der Veranstaltung.
Abschließend zitierte Moderatorin Muck Schemm noch den britischen Tierfilmer, Naturforscher und Schriftsteller Sir David Attenborough,: „Each generation defines the normal by what it experiences. Jede Generation formt aus den eigenen Erfahrungen ihr eigenes Normal.“ Wenn es gelänge, die Vielfalt in der Natur nicht weiter einzuschränken, sondern wieder zurückzuholen, könne sich die Shifting baseline in eine positive Bewegung und Richtung wandeln.
Anlässlich seines 80. Geburtstags schenkte die Ökologische Bildungsstätte Hohenberg ihrem Gründungsvater und Ehrenvorsitzenden Albrecht Schläger eine Linde. „Die Linde ist ein Symbolbaum für Liebe, Gerechtigkeit und Gemeinschaft. Sie bildet in vielen Ortschaften einen gesellschaftlichen Mittelpunkt“, so ÖBI Vorsitzender Udo Benker-Wienands in seiner Laudatio für Albrecht Schläger.
Zusammen mit der Stadt Hohenberg habe man einen idealen Standpunkt für diesen Gedächtnisbaum gefunden. „Dass die Stadt uns einen so herausragenden Standort ermöglicht hat und mit der Pflanzung einer 2. Linde ein zukünftiges landschaftliches Highlight schafft, ist sehr gut.“
Albrecht Schläger habe ja nicht nur als langjähriger Vorsitzender der ÖBI herausragendes geleistet, sondern auch als Stadtrat und Bürgermeister über lange Jahre die Stadt Hohenberg mit geprägt. „In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich schätzungsweise 2 Millionen hauptsächlich Laubbäume in Hohenberg und der näheren Umgebung gepflanzt“, so Schläger und das zahle sich nun in einer besseren Klimastabilität aus. Es müsste für die Zukunft unserer Kinder und Enkel die Erhaltung des Waldes weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
Bürgermeister Jürgen Hofmann freute sich über die gemeinsame Ehrung des Altbürgermeisters der Stadt. „Albrecht Schläger hat mit der Gründung der Ökologischen Bildungsstätte 1996 eine Institution geschaffen, die Hohenberg weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt macht.“
Die beiden Linden stehen am Weg zur Carolinenquellen, bekannt als Sauerbrunnen, die mit ihrem Heilwasser Anziehungspunkt für viele Besucher ist.
„Die ökologischen Wohltaten eines alten Lindenbaumes kann man in vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen nachlesen“, so Vorsitzender Udo Benker-Wienands. Aber die soziale Rolle, die zum Beispiel alte Tanzlinden oder Linden als Gerichtsbäume in den Orten erfüllten seien mindestens ebenso hoch zu werten. „Wir hoffen, dass auch diese beiden Bäume mit den Jahren zu einem heimatlichen Treffpunkt heranwachsen“, bekräftigte Albrecht Schläger den Blick in die Zukunft.
Zu einer Exkursion ins Pfaffengut des BUND in Plauen hatte die Ökologische Bildungsstätte Hohenberg eingeladen.
Dort zeigt der Sammler und Züchter Steffen Janke die reiche Ernte seiner 2 Hektar großen Kartoffelfelder. Janke sammelt seit vielen Jahren weltweit verschiedene Kartoffelsorten und kultiviert mittlerweile über 300 Sorten. Vorwiegend sind es natürlich deutsche Regionalsorten. Auch das Nachbarland Schweiz ist reich an regionalen Sorten, weil dort praktisch in jedem Alpental eigene Sorten angebaut wurde. „Mit meiner Sammlung helfe ich alte, regionale Sorten zu erhalten“, so Janke, dies sei wichtig, da dadurch die genetische Vielfalt erhalten werde. In der momentanen Klimaentwicklung könnte es zukünftig sehr wichtig werden widerstandsfähige alte Sorten zur Verfügung zu haben. „Die wenigen Sorten, die die großen Saatgutkonzerne an die Landwirte verkaufen, bergen das große Risiko der Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten.
Beeindruckt zeigen sich die Exkursionsteilnehmer von den vielen Sorten aus Süd- und Mittelamerika von woher die Kartoffel ja ihren weltweiten Siegeszug angetreten hatte. Spanische Eroberer und Plünderer hätten sie als Neophyt und Luxuspflanze nach Europa importiert. „Wir haben rote und blaue, gelbe und lilane Kartoffeln und natürlich auch weiße“, so Janke. Für viele Menschen ist auch die Konsistenz, ob mehlig oder festkochend, wichtig für den Genuss.
Die Mittelgebirgsregion des Fichtelgebirges und des Vogtlandes sei von den geologischen Voraussetzungen optimal. Durch das mineralreiche Substrat gedeihen die Kartoffeln zu schmackhaften Knollen wie nirgendwo sonst. „Deshalb ist diese Region im Herzen Europas ja vielleicht auch der Ausgangspunkt des Kartoffelanbaus in Deutschland“, so ÖBI-Vorsitzender Udo Benker-Wienands. Schließlich sei ja Pilgramsreuth bei Rehau die Kernzelle der landwirtschaftlichen Nutzung der sattmachenden Knolle.
Bei einer Verkostung von etwa 15 verschiedenen Sorten konnten die Teilnehmer im direkten Geschmacksvergleich selbst feststellen, wie verschieden Kartoffeln schmecken. Selbstverständlich sei es, dass seine Kartoffeln biologisch angebaut werden, ohne Gifte und Kunstdünger. Natürlich verkauft Sammler Janke auch Saatkartoffeln einzelner Sorten. „Aber manche Sorten sind so selten, dass ich alle geernteten Exemplare erstmal zur weiteren Vermehrung selbst brauche“, so Janke.
Gast bei der Exkursion war auch das Gartenmarktteam Thiersheim, das die alljährliche Apfelausstellung organisiert. „Wir können uns gut vorstellen, diese Kartoffelausstellung auch einmal bei unserem Apfelmarkt mit zu präsentieren“, so Vorsitzende Margit Hofmann.
Zum 12. Literarischen Spaziergang hatte die Ökologische Bildungsstätte Hohenberg an einem herrlichen, aber „regional und saisonal angepasst kalten“, Sonntagsausflug auf den Kornberg eingeladen. „Das Dutzend ist voll“, stellte ÖBI – Vorsitzender Udo Benker-Wienands fest und freute sich über die zahlreichen Teilnehmer. Zum 12. traditionellen „Literarischen Spaziergang“ mit dem bekannten Schauspieler Peter Kampschulte vom Theater Hof erschienen weit über 30 Literatur- und Naturbegeisterte aus der gesamten Region. Literarischer Schwerpunkt waren zum einen die Sagen des Kornbergs und zum anderen Gedichte aus der Romantik rund um den Wald. Viele berühmte Dichter haben ihre Gedanken zum Wald auf Papier gebracht. Damit erfreuen sie nun ihre Leser.
Johann Wolfgang von Goethes Naturgedichte durften ebenso wenig fehlen wie etwas satirische Werke von Heinrich Heine. Aber auch nachdenklich machende Texte wie die Gedanken Tatanga Mani´s, Chiefs eines Indianervolks, oder Eugen Roths Hommage an den Baum schlechthin:
„Zu fällen einen schönen Baum, braucht’s eine halbe Stunde kaum;
Zu wachsen bis man ihn bewundert, braucht’s, Mensch bedenk’ es, ein Jahrhundert.” (Eugen Roth)
Nach schnell vergangenen kurzweiligen Stunden fand der Nachmittag mit Johann Wolfgang von Goethes "Wandrers Nachtlied"
„Über allen Gipfeln ist Ruh',
in allen Wipfeln spürest du,
kaum einen Hauch,
die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde, ruhest du auch.“
ein harmonische Ende, verbunden mit dem Hinweis, dass im kommenden Jahr 2025 der 200. Todestag des bekanntesten Dichters der Region, Jean Paul, gebürtig in Wunsiedel, begangen werden wird. „Mit Jean Paul haben wir die Reihe der „Literarischen Spaziergänge“ 2013 begonnen. Peter Kampschulte, war als bekannter Jean Paul Rezitator damals sofort bereit den Spaziergang zu gestalten“, so Benker-Wienands, und seitdem lese er für uns bei den Spaziergängen die Perlen der Literatur. Jean Paul wird auch 2025 eine Wanderung gewidmet werden.
Zu einem vorläufigen Abschluss kam das diesjährige Kartoffelprojekt der Grundschule Marktleuthen. Lehrerin Daniela Poersch mit ihren 17 Mädchen und Junge der 3. Klasse wurde schon gespannt von Biolandwirt Andreas Ritter auf dem hofnahen Acker in Marktleuthen erwartet.
Gespannt waren die Schulkinder, was denn nun im letzten halben Jahr in der guten und fruchtbaren Erde gewachsen war. Schließlich hatten sie in dem Kartoffelprojekt viel über das Leben der Kartoffel erfahren. Im Mai wurde dann in 2 lange Reihen die Kartoffel gelegt, treu nach dem Motto „Steckst mich im April, komm ich wann ich will, Steckst mich im Mai, kumme glei.“ Später im Jahr erfuhren die Drittklässler dann, warum die Kartoffeln Hackfrüchte heißen. Das Hacken der Beikräuter war schon eine mühsame Arbeit und gleichzeitig mussten viele Kartoffelkäfer abgelesen werden. Aber jetzt im Herbst war es endlich so weit.
Ebenso gespannt wie die Grundschülerinnen und Grundschüler waren der Schulamtsdirektor Günter Tauber und die Bürgermeisterin Marktleuthens, Frau Sabrina Kästner.
Schulrat Tauber stellte fest, dass dieses Projekt Pädagogik vom Feinsten sei. „Die Kinder können mit allen Sinnen nachhaltig wichtige Sachen für das Leben lernen“, und sicherlich werde dieses Erlebnis lange in Erinnerung bleibe.
Er dankte, ebenso wie Udo Benker-Wienands, Vorsitzender der Ökologischen Bildungsstätte
Hohenberg, deren Mitarbeiterin, Christina Buchwald, das Projekt mit den Kindern durchgeführt hatte, der Bürgermeisterin für die Unterstützung.
Die Stadt Marktleuthen hatte zusammen mit einem Zuschuss des Elternbeirats der Schule, das Projekt finanziert. „Es ist toll, wenn unsere Städte und Gemeinden den Kindern beim Lernen solch wichtiger Inhalte diese Möglichkeiten schaffen,“ so Tauber. Bürgermeisterin Kästner sagte, dass es für die Stadt eine sehr sinnvolle „Investition“ in die Kinder und Jugend sei. „Wir helfen gern dabei, auf diesem Weg eine Verbundenheit zu dem Leben in unserer Heimat zu schaffen.“
Die Ernte war, trotz des nicht immer idealen Wetters reichlich. „Ich hab die kleinste Kartoffel“, der Wicht war nur knapp einem Zentimeter im Gegensatz zur größten, die über 12 Zentimeter maß.
Jetzt freuen sich die Jungen und Mädchen auf das gemeinsame Kartoffelessen, das noch vor Weihnachten stattfinden wird. „Dann werden wir aus unseren Kartoffel ganz sicher etwas Schmackhaftes zubereiten und alle Beteiligten zum Kartoffelessen einladen“, so Lehrerin Poersch.
Die Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ hat in einem Schreiben an Umweltminister Torsten Glauber und Verkehrsminister Christian Bernreiter ein Lob für das Insektenparadies an der Autobahnausfahrt Selb Nord der A 93 übersandt.
Wie die beiden Sprecher der Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ Christian Kreipe, vormals Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge und Udo Benker-Wienands, Vorsitzender der Ökologischen Bildungsstätte Hohenberg, mitteilten, ist die aktuelle Situation am Parkplatz der Autobahnausfahrt Selb Nord der A 93 durchaus erfreulich. Die Fläche wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt als Insektenlebensraum erhalten.
Bei einer Ortsbegehung stellten die beiden Naturschützer fest, dass durch das Nichtmulchen inzwischen die reiche Pflanzenwelt zum Teil abgeblüht ist und reiche Samenstände trägt. Diese sind eine ideale Nahrungsgrundlage für die Vogelwelt. In den noch stehenden Altgrasbeständen könnten unzählige Insekten ihre Eier ablegen oder
sich als Puppen oder sogar Raupen auf die Überwinterung vorbereiten. „Altgrasbestände sind für die Vielfalt in unserer Natur überlebenswichtig“, so Kreipe.
Viele Insekten stürben einen leisen Tod wenn die Pflanzen, in denen sie überwintern, gemulcht oder gemäht werden.
Wie dringend diese Überwinterungshilfen sind, betonte Udo Benker-Wienands. „Seit der Krefelder Studie“ wissen wir, dass die biologische Vielfalt aufs Äußerste gefährdet ist.“ Die „Krefelder Studie“ dokumentiert, dass in den letzten 3 Jahrzehnten etwa 80 Prozent der Insekten verschwunden ist.
Die beiden Naturschützer appellieren an die Minister nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ weiterhin den Weg zu größerer Biodiversität auch bei der Straßenrandpflege zu intensivieren. Sie schlagen beispielsweise vor, die üblichen Mulchgeräte durch schonendere Mähbalken zu ersetzen.
Bei Interesse der Presse am Artikel bitte bei der ÖBI melden!
Folgender Brief ging an die Staatsminister Glauber und Bernreiter:
Aktion Blühendes Fichtelgebirge
c/o Udo Benker-Wienands
Raitschin 5
95194 Regnitzlosau, den 29. 08. 2024
Herrn Staatsminister Christian Bernreiter
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Franz-Josef-Strauß-Ring 4
80539 München
Mulch/Pflegearbeiten an der Autobahn A 93 Ausfahrt Selb Nord
Sehr geehrter Herr Staatsminister für Umwelt Glauber,
sehr geehrter Herr Staatsminister für Verkehr Bernreiter,
die Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“ bemüht sich seit vielen Jahren um eine Verbesserung der ökologischen Situation im Naturpark Fichtelgebirge. Seit dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und der nachfolgenden Gesetzgebung ist die Hoffnung groß, dass sich die Lebensbedingungen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten grundlegend verbessern. Aus Sicht der Natur- und Umweltschützer verläuft dieser Umgestaltungsprozess aber immer noch viel zu langsam.
Dennoch möchten wir Ihnen gerne mitteilen, dass unsere Initiative sehr erfreut über eine zunehmend umwelt- und insektenfreundlichere Straßenrandpflege an Staats- und Bundesstraßen und Autobahnen ist.
Mehrfach beklagten wir in der Vergangenheit die nahezu radikalen Mulcharbeiten beispielsweise an der Ausfahrt Selb Nord der Autobahn A93. Mit Großgerät wurde dort eine etwa einen Hektar große Fläche regelmäßig gemulcht, danach verblieb das Mulchgut auf der Fläche, was aus ökologischer Sicht zusätzlich sehr problematisch ist.
In diesem Jahr wurde die Fläche bis gestern, 28. 08. 2024, noch nicht gemäht oder gemulcht und steht als Paradies für Insekten und Vögel mit reichem Nahrungsangebot weiterhin der Tierwelt zur Verfügung.
Im Anhang senden wir Ihnen eine Pflanzenliste der Fläche vom 16. Juni 2024, die nur die damals blühenden Pflanzen enthält. Man kann also davon ausgehen, dass eine vollständige Kartierung aller Pflanzenarten um ein Vielfaches länger ist. Das übliche Mulchen zerstörte diese Vielfalt für viele Wochen. Pflanzen sind gegen die Mulcharbeiten noch relativ widerstandfähig. Für die Insekten ist das Mulch aber ein absolut tödlicher Eingriff. Der durch die „Krefelder Studie“ dokumentierte Rückgang der Biomasse an Insekten um etwa drei Viertel in den letzten Jahrzehnten ist sicherlich auch durch äußerst intensive „Pflegemaßnahmen“ mitverursacht. Die Anzahl an getöteten Insekten ist schwerlich zu nennen. Man muss davon ausgehen, dass an jeder Pflanzen mehrere, in ihrer Gesamtmenge kaum zählbare, Insektenindividuen in ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe leben.
Sehr geehrter Herr Minister Glauber, sehr geehrter Herr Minister Bernreiter, eine flächendeckende, insektenfreundliche Pflege aller Straßenränder in Bayern könnte viele 1000 Hektar Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten bewahren. Der Ersatz der Mulchgeräte durch Mähbalken und das Entfernen des Mähguts von den bearbeiteten Flächen würde ein zusätzlicher Gewinn gerade für seltenere Pflanzen der Magerstandorte und deren Tierwelt schaffen.
Wir danken für ein beginnendes Umdenken bei der „Straßenrandpflege“ und bitten dringend, diesen für unsere Tier- und Pflanzenwelt so überlebenswichtigen Trend noch intensiver in den betroffenen Straßenbauämtern anzuregen und durchzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen für die Aktion „Blühendes Fichtelgebirge“
Udo Benker-Wienands Christian Kreipe
Pflanzenliste blühender Pflanzen am 16. 06. 2024, Parkplatz Autobahn A 93 Ausfahrt Selb Nord
Ackersenf
Beifuß
Brennnessel
Echtes Labkraut
Gewöhnlicher Hornklee
Gewöhnliches Leinkraut
Großer Wiesenknopf
Heidenelke
Hornklee
Johanniskraut
Klette
Leimkraut
Löwenzahn
Margerite
Rainfarn
Rotklee
Rundblättrige Glockenblume
Sauerampfer
Schafgarbe
Sumpfkratzdistel
Vergissmeinnicht
Vogelmiere
Weißklee
Wiesenbärenklau
Wiesenflockenblume
Wiesenlabkraut